Mommark
Die Leinen knarzen leise, Boote wippen sanft in der Dünung. Ich bin früh aufgestanden, der Nebel hängt noch über dem Wasser, und im Hafen von Mommark, etwas südlich von Fynhav in Dänemark, herrscht eine Ruhe, die mehr sagt als jedes große Wort. Hier ist nichts Spektakuläres. Keine Yachten mit Glasaufbauten, keine Menschen in Eile. Nur kleine Fischerboote, ein paar Segler, ein Strand, ein Café, das schon am Vormittag nach Kaffee duftet. Und Segler, die sich hier ihre bestellten Brötchen abholen.
Mommark ist ein Ort ohne Aufhebens. Weniger als zweihundert Menschen leben hier, und doch wirkt es, als wäre alles da, was man braucht. Ein kleiner Strand, sauber und still. Ein Hafen, tief genug für Segelboote, flach genug, dass Kinder am Strand barfuß durchs Wasser laufen können. Ein Café, in dem man Meeresfrüchte isst, ein Bier oder ein Glas Wein trinkt, während draußen die Wellen leise ans Ufer rollen.
Es ist ein Ort, an dem sich Welten mischen. Segler, die vom Kleinen Belt, aus Sønderborg oder aus der Flensburger Bucht herüberkommen, sitzen neben den Menschen aus dem Ort, die nach Feierabend ein Bier trinken. Man grüßt sich. Manchmal bleibt man im Gespräch hängen, erzählt von der letzten Überfahrt oder vom Fang des Tages. Das Meer ist hier kein Hintergrund – es ist der Mittelpunkt, und alle drehen sich wie selbstverständlich um es.
Wir machten mit der Miss Sophie längsseits an einem der Stege fest. Die Dünung war spürbar, selbst hier im geschützten Hafen. Sie gehörte dazu, als ob die Ostsee sagen wollte: Vergesst nicht, wo ihr seid. Sie war keine Bedrohung, sondern ein sanftes Schaukeln, das das Schiff hin und her wiegte – fast wie eine Erinnerung daran, dass nichts stillsteht, und dass genau das gut ist. Vielleicht war es diese Mischung aus Ruhe und Bewegung, die den Ort so prägend machte. Von all den Häfen und Buchten unserer letzten Reise blieb Mommark am stärksten in meinen Gedanken haften.
Mommark erinnert daran, wie einfach Leben sein kann. Kein Job spielt eine Rolle, kein Konto, keine Uhr am Handgelenk. Es geht um das Hier, den Augenblick: um den Geschmack von frisch gebratenem Fisch, um den Klang der Leinen im Wind, um das Licht, das am Abend über der Ostsee flimmert.
Man könnte sagen: Nichts Besonderes. Aber vielleicht ist es genau das, was Mommark so besonders macht. Ein kleiner Hafen. Ein Café mit Blick aufs Wasser. Ein Ort, der nicht beeindrucken will.